Sehenswertes

Die alte Mühle

In früherer Zeit musste das Korn der Bauern, das zum Brotbacken verwendet wurde, da es in Sulzbach keinen Bachlauf gab, der ausreichend Wasser führte, in den Mühlen der Nachbargemeinden gemahlen werden. Als dann jedoch die Elektrizität 1921 in Sulzbach Einzug hielt, wurde eine Mühlengesellschaft gegründet, die 1924 eine Mühle an der Hauptstraße erbaute. Das Mahlwerk dieser Getreidemühle, die heute restauriert zu besichtigen ist, wurde mit einem Elektromotor betrieben. Man war also unabhängig von der Wasserkraft und konnte so Tag und Nacht Brotmehl, Weißmehl u.a. herstellen.

In der kargen, aber gemütlichen, gut geheizten Mühlenstube trafen sich oft die Bauern zum Plausch und pflegten so die Gemeinschaft.

Das Mehl wurde später in den privaten Backöfen, ein Gemeinschaftsbackhaus gab es nicht, zu Brot, Kuchen und anderen Leckereien.

Privates Backhaus (Backes) in Sulzbach

Der private Backes, meist in einem Anbau am bäuerlichen Wohnhaus untergebracht, war fester Bestandteil vieler Sulzbacher Häuser.

Der innere Ofen selbst bestand in der Regel aus Lehm- oder Schamottsteinen.
Wände und Schornstein waren aus feuerfesten Backsteinen bzw. Bruchsteinen gemauert. Das Dach war, selbstverständlich, mit original Hunsrücker Schiefer eingedeckt. Oft war vor dem Ofen noch eine freie Fläche um das Anmachholz und das eigentlich Backesholz trocken zu lagern

Bis in die 1960-er Jahre wurde regelmäßig von vielen Haushalten im Dorf das tägliche Brot im Backes gebacken. Je nach Größe der Familie war alle 2-3 Wochen `Backtag`.

Standard war das Hunsrücker-Bauernbrot, ein graues Brot aus Roggen und Weizen mit einer festen Kruste. Mehl, Wasser, Salz, Hefe, und Sauerteig waren die Zutaten.
Das Mehl wurde aus dem selbst angebauten Getreide in der Mühle der Mühlengesellschaft gemahlen, lediglich Salz und Hefe wurden `zugekauft`. Heute würde man sagen: ein voll regionales Produkt. Nach dem Brotbacken war in der Regel noch genügend Restwärme im Backes um auch noch 2-3 Blechkuchen (Streusel, Zwetschgen) zu backen.

Zu jedem Backes gehörten die notwendigen Backwerkzeuge. Im Wesentlichen waren das:

  • Gärkörbchen (Rimmpcher)  *III
  • Brotschieber (Enn-Schiesser)  *IV
  • Backofen Auskratzer  *IV
  • Backtrog (Muhl)  *V

* Nr.) siehe jeweiliges Bild

Brotbacken in einem Hunsrücker Backes war eine zeitintensive und körperlich anstrengende Arbeit. Oft war die gesamte Familie, mit unterschiedlichen Aufgaben, eingebunden.
Somit ist es nicht verwunderlich, dass als die ersten professionellen Bäckereien aus der Umgebung begannen ihre Brote per Lieferwagen auch in die kleinen Bauerndörfer zu liefern, die privaten Backese nach und nach stillgelegt wurden.

Bilder: `Henne-Backes`, Backhaus einer Sulzbacher Bauernfamilie in dem Generationenübergreifend Hunsrücker-Bauernbrot bis in die 1960 er Jahre hinein gebacken wurde.

Bilder und Text: Werner Dielmann, Juni 2022

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